Stolpersteine aus dem Weg räumen (Kopie)
Seite 6 L ZEITUNG AM SONNTAG Sonntag. 9. Mai 2021
Die Sozialcoachs des Sozialwerks Aachener Christen, der gemeinnützigen Gesellschaft PiccoBella und desVereinst& allgemeine und berufliche Weiterbildung (VabW) arbeiten
individuell
Im Rahmen eines ganzheitlichen Ansatzes mit den Teilnehmerinnen des Projektes .Mittendrin". von>
MEHR INFOS
Erfolgreiche
Förderung
Das Projekt „Mittendrin"
wird seit dem 1.
November 2020 parallel
sowohl in der Stadt
Aachen als auch in der
Städteregion Aachen
umgesetzt und vom
Jobcenter Städteregion
Aachen gefördert. Es
wurde als innovatives
Pilotprojekt mit einer
zweijährigen Laufzeit
geplant.
Ober diesen Zeitraum
werden verschiedene
Angebote für geflüchtete
Frauen entwickelt, die
auf die erfolgreiche
Förderung der Partizipation
und Handlungsfähigkeit
abzielen. Interessierte
Frauen bzw.
interessierte Familien
können sich an ihre zuständigen
Ansprechpersonen
im Jobcenter
Städteregion Aachen
wenden. 21 Frauen nehmen
aktuell am Projekt
„Mittendrin" teil. In den
Familien werden darüber
hinaus 54 minderjährige
Kinder begleitet.
Insgesamt erreicht „Mittendrin"
92 geflüchtete
Menschen in Stadt und
Städteregion Aachen. Ab
diesem Monat ist sogar
eine Aufstockung auf
insgesamt 44 Teilnehmerinnen
und deren
Familien geplant.
Stolpersteine komplett aus dem Weg räumen
lnterkulturelles Projekt für Frauen mit Flucht- oder Migrationshintergrund wird ausgeweitet.
AACHEN „Mittendrin ..
statt außen vor!" Unter diesem
Titel startete im Oktober
2020 ein interkulturelles
Projekt für Frauen mit
Flucht- oder Migrationshintergrund
mit dem Ziel,
ihre gesellschaftliche und
berufliche Teilhabe zu verbessern.
Um die große Anzahl
potenzieller Teilnehmerinnen
einzugrenzen,
wurde das Einreisejahr der
Frauen auf den Zeitraum ab
2015 festgelegt.
„Es sollen Personen erreicht
werden, dieaufgrund
einer noch kurzen Aufenthaltsdauer
in Deutschland
noch größere Probleme
bei der Integration und
der gesellschaftlichen Teilhabe
haben", erklärt Doris
Schroeder, Leitung Projektmanagement
des Sozialwerks
Aachener Christen,
welches gemeinsam mit
der gemeinnützigen Gesellschaft
PiccoBella am Standort
Aachen und dem Verein
für allgemeine und berufliche
Weiterbildung (VabW)
am Standort Eschweiler das
Projekt im Trägerverbund
durchführt.
Aktuell werden 16 Frauen
und deren Familien in
der Stadt Aachen und am
Standort Eschweiler acht
Frauen aktiv begleitet. Aufgrund
des hohen Bedarfes
ist eine signifikante Ausweitung
der Kapazitäten
an beiden Standorten ab
Mai 2021 geplant. Der Bezug
von Leistungen aus
dem SGB II und zumindest
rudimentäre Sprachkennt
nisse sind weitere Kriterien
für eine mögliche Teilnahme
am Projekt „Mittendrin".
„Ganz ohne Sprachkenntnisse
oder zumindest
eine mögliche Obersetzung
durch die Kinder ist
es schwer, einen Zugang zu
den Frauen zu finden", erklärt
Iris Biesewinkel, Projektleiterin
am Standort
Aachen. „Zunächst müssen
wir Vertrauen aufbauen
und einen Zugang zu
den Teilnehmerinnen finden
— Das geht nur im per
sönlichen Gespräch? Denn
die Frauen und ihre Familien
seien oftmals sehr verunsichert
und durch ihre
Vorgeschichten teilweise
stark traumatisiert.
Um die Frauen und Mütter
überhaupt auf den richtigen
Weg in Richtung einer
gesellschaftlichen und
perspektivisch beruflichen
Teilhabe zu bringen, müssten
zunächst viele Stolpersteine
aus dem Weg geräumt
werden. »Gerade für
die Mütter sind die Sor
gen um die Kinder und
ihre schulische und berufliche
Zukunft viel wichtiger
als eigene Bedürfnisse und
Wünsche", betont Biesewinkel.
Aus diesem Grund arbeiten
die Sozialcoachs individuell
im Rahmen eines
ganzheitlichen Ansatzes,
der auch die Bedarfe und
Probleme der Kinder berücksichtigt.
„Denn erst,
wenn es der Familie gut
geht, können sich die Frauen
auch auf ihre eigene berufliche
Zukunft konzen
trieren", so Biesewinkel.
„Wir müssen die ganze
Familie in den Blick nehmen",
beschreibt Kay Hohmann,
Geschäftsleiterin
PiccoBella, die Vorgehensweise.
.Denn nur, wenn es
der Familie gut geht, ist der
Weg auch für die Integration
der Frauen frei?
Alltagsbewältigungen,
häusliche Gewalt, Umgang
mit Behörden, Wohnen,
Schulden, Kriseninterventionen
sowie Bildungswege
und Berufsperspektiven
für die Kinder und die Frau
en selbst sind deshalb wichtige
Themen des Projektes
„Mittendrin".
„Das Projekt muss individuell
und kreativ sein, wir
stellen laufend neue Bedarfe
fest und probieren neue
Wege aus", betont Frank
Numan, Geschäftsführer
VabW. .Aus diesem Grund
ist auch die individuelle
Begleitung der Frauen und
ihrer Familien im Netz der
Hilfsangebote besonders
wichtig. DieVermittlung an
institutionelle und ehren
amtliche Unterstützungsnetzwerke
ist ein wichtiger
Teil unserer Arbeit."
Ziel des Projektes „Mittendrin"
sei es, die Frauen
und Familien zu unterstützen,
die in den vergangenen
Jahren nachgezogen seien,
so Numan. „Gerade diese
Zielgruppe müssen wir jetzt
in den Fokus nehmen, damit
wir nicht in zehn bis 15
Jahren Frauen übersehen
haben, die dann kaum noch
gesellschaftlich und beruflich
integrierbar sind."
(red)